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2 Erwachsene
1 Erwachsene

Eine kunstgeschichtliche Zeitreise

An den Häusern der Swiss Historic Hotels lassen sich, wie in einem Geschichtsbuch, die Stilrichtungen der Architektur und des Interieurs ablesen – eine Gang durch die wechselnden Epochen der Formenwelt. Die kunstgeschichtliche Reise führt von Fischingen über Küsnacht und Amsteg, macht Station in Thun, Bergün und Klosters und endet in Ascona.

Barock

Im Kloster Fischingen liegt richtig, wer in barockem Reichtum schwelgen möchte. Was dort die Barockbaumeister mit klingenden Namen wie Moosbrugger, Zimmermann, Grubenmann und Beer im 17. und 18. Jahrhundert schufen, ist von erster Güte. Eine barocke Einheit von Architektur, Skulptur und Malerei in der Klosterkirche und der Bibliothek, verspielt-elegant im den Stuckdecken der Säle, klösterlich einfach in den Gästezimmern.

Biedermeier

Auf die Opulenz des Barocks reagierten die bürgerlichen Gasthöfe im 19. Jahrhundert mit biedermeierlichem Interieur – betont schlicht und beschaulich, immer aber solid und wertig. In Gaststuben dieser Art tafeln Sie im Hotel Stern und Post in Amsteg oder im Hotel Sonne in Küsnacht – vor einem Urner Herrgottswinkel oder unter den Blicken der in Öl gemalten Zürcher Lokalprominenz.

Historismus

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts war biedere Einfachheit nicht mehr gefragt. Vielmehr sollten die Gäste mit vornehmer Eleganz und akademischen Formen verwöhnt werden. Dafür eignete sich die Vielfalt des Historismus hervorragend: Er nahm nacheinander das Formengut der Gotik, der Renaissance, des Barocks und des Klassizismus auf, wurde zum dominierenden Stil der Belle Epoque und noch bis in 20. Jahrhundert gepflegt. Das 1849-1854 am Ufer des Thunersees erbaute Schloss Schadau steht wie kein anderes für diese Haltung: Entworfen von Neuenburger und Pariser Architekten, zitiert seine Architektur Merkmale der französischen Loireschlösser und der englischen Tudorgotik. Die Innenausstattung überrascht mit Stilvielfalt, vorzüglichen Holz- und Marmorimitationen, illusionistisch bemaltem Täfer und raffinierten Pseudobalkendecken aus Stuck.

Jugendstil

Die Reaktion auf dieses historisierende Vexierbild war ein neuer Stil mit eigenständigem Formenrepertoire – der Jugendstil. Ausgehend von der schottischen Arts-and-Crafts-Bewegung, entwickelte er Ende des 19. Jahrhunderts in Paris und Brüssel vegetabile, fliessende Linien, in Wien hingegen im sogenannten Secessionsstil geometrischen Formen. Diese Jugendstilvariante wählte der Zürcher Architekt Huwyler-Boller für das Interieur des 1906 eröffneten Kurhauses Bergün. Wandverkleidungen, Stuck und Malereien der Decken, Türeinfassungen, Treppengeländer und eine ganze Palette prächtiger Leuchter ergänzen sich hier zu einem einzigartigen Jugendstil-Ensemble. Selbst die emblematische Rose des Kurhauses zeigt sich in einer stilisierten, geometrischen Variante.

Heimatstil

Anfang des 20. Jahrhunderts formierte sich aber auch eine Bewegung, für die der Historismus zu akademisch und der Jugendstil zu elitär war. Dieser Reform- oder Heimatstil besann sich auf die regionalen Werte und das traditionelle Handwerk. Unter dem Eindruck der Weltkriege blieb er bis über die Jahrhundertmitte hinaus beliebt. In Klosters entstand 1939 im Zuge der Geistigen Landesverteidigung sogar ein veritables Gesamtkunstwerk des Heimatstils, die Chesa Grischuna. Der vom Hotelier Hans Guler beauftragte Architekt Hermann Schneider entwarf nicht nur die Architektur und die feste Ausstattung mit geschnitzten Holzarbeiten und Schmiedeeisen, sondern auch das Mobiliar und selbst die Heimatstilmuster der Textilien. Für die malerische Dekoration zog er namhafte Künstler wie Alois Carigiet bei.

Neues Bauen

Ab den 1920er Jahren vollzogen die Architekturgrössen Europas einen radikalen Wechsel. Ornament sei ein Verbrechen, schrieb der Wiener Adolf Loos, Le Corbusier wandte sich vom Neuklassizismus ab, und das Weimarer Bauhaus propagierte die Lehre der reinen, klaren Form. Auch auf dem Monte Verità in Ascona hielt die Moderne Einzug. Der Düsseldorfer Architekt Emil Fahrenkamp errichtete 1928 für den Bankier Eduard von der Heydt ein Hotel im avantgardistischen Stil. Im Albergo Monte Verità geniessen Sie klar geschnittene Volumen, ein begehbares Flachdach und lichtdurchflutete Räume in schnörkelloser Eleganz.

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